“global- lokal”: Mit KI aus der Krise der Autoindustrie?

Am Donnerstag, dem 21. November 2024, fand im Gemeinschaftskunde-Leistungskurs der Jahrgangsstufe 2 (J2) von Herrn Sommer eine spannende und intensive Diskussion statt. Im Rahmen der Reihe „global-lokal“ wurden hochaktuelle Themen wie die Zukunft der deutschen Automobilindustrie, die Verkehrswende, Künstliche Intelligenz (KI) und autonomes Fahren behandelt.

Besonders bemerkenswert ist, dass Herr Sommer regelmäßig hochrangige Gäste zu solchen Veranstaltungen einlädt. In der Vergangenheit durften die Schülerinnen und Schüler bereits den Sindelfinger Oberbürgermeister Dr. Bernd Vöhringer, den Geschäftsführer der Sindelfinger Stadtwerke Dr. Karl Peter Hoffmann oder lokale Gemeinderatskandidaten begrüßen. Diese Events sind eine willkommene Abwechslung und eine bereichernde Ergänzung zum Schulalltag.

Hochkarätige Gäste mit spannenden Perspektiven

Dieses Mal waren Herr Oestreicher und Herr Asmus, beide Väter von Schülern des Kurses, als Experten geladen. Herr Oestreicher repräsentierte einen ehemaligen Mitarbeiter in der Automobilindustrie, während Herr Asmus bei Mercedes-Benz tätig ist. Diese unterschiedlichen Perspektiven führten zu einer lebhaften und vielschichtigen Diskussion. Zu Beginn der Veranstaltung wurden die Gäste zu ihrem Werdegang befragt. Dabei wurde deutlich, dass beide Experten ihre Positionen nicht über einen geradlinigen Weg erreicht hatten. Stattdessen waren Umwege, regelmäßige Fortbildungen und Arbeitgeberwechsel notwendig, um ihre beruflichen Ziele zu erreichen.

Diskussion über die Verkehrswende und Robotaxis

Im Zentrum der Diskussion standen die Thesen zur Verkehrswende und zur Zukunft der Automobilindustrie. Ein besonders intensiver Fokus lag auf dem Konzept der Robotaxis als möglichem Ersatz für den öffentlichen Nahverkehr. Herr Oestreicher erklärte, dass die Einführung von Robotaxis vermutlich die Gesamtfahrleistung erheblich steigern würde – möglicherweise um das Dreifache im Vergleich zu heute. Dennoch könnten autonome Fahrzeuge in Kombination mit Elektromobilität dazu beitragen, die Straßen insgesamt leerer wirken zu lassen und Staus zu reduzieren. Trotz der mehr gefahrenen Kilometer würden Zeitverluste minimiert, da diese Systeme durch ihre Effizienz und Flexibilität eine vielversprechende Lösung für die Herausforderungen der Verkehrswende darstellen.

Besonders in ländlichen Gebieten, in denen der öffentliche Nahverkehr oft unzureichend ist, könnten Robotaxis eine wichtige Rolle spielen und eine kostengünstige sowie nachhaltige Alternative bieten.

Autonomes Fahren und Elektromobilität als Treiber der Verkehrswende

Ein weiterer zentraler Aspekt war die Verbindung von autonomem Fahren und Elektromobilität als Treiber der Verkehrswende. Beide Experten betonten, dass diese Technologien entscheidend zur Reduzierung von CO₂-Emissionen und für eine nachhaltigere Mobilität beitragen könnten. Dabei wurde jedoch auch die Notwendigkeit einer angepassten Infrastruktur hervorgehoben, um diese Technologien effektiv zu nutzen. Eine gute Infrastruktur sei unerlässlich, um die breite Einführung von Elektrofahrzeugen und autonomen Fahrzeugen zu ermöglichen.

Wandel in der Automobilindustrie

Das Thema Hyperpersonalisierung in der Automobilindustrie, das in der Vergangenheit als ein wichtiger Trend galt, wurde ebenfalls kritisch beleuchtet. Die Möglichkeit, Fahrzeuge individuell auf Kundenwünsche zuzuschneiden, führte zu immer komplexeren Produktionsprozessen und höheren Kosten. Heute wird diese Strategie zunehmend hinterfragt, und eine Rückkehr zu standardisierten, nachhaltigeren Konzepten könnte eine entscheidende Rolle für die Zukunft der Branche spielen.

Technologische Führerschaft der deutschen Automobilindustrie

Die Frage, ob die deutsche Automobilindustrie technologisch führend ist oder Gefahr läuft, den Anschluss zu verlieren, sorgte für kontroverse Diskussionen. Herr Oestreicher argumentierte, dass Deutschland im Bereich autonomes Fahren und Elektromobilität bereits zurückliegt und ohne rasche Reformen Gefahr läuft, ins Hintertreffen zu geraten – ein Szenario, das an den „Nokia-Effekt“ erinnere, bei dem ein Marktführer den Anschluss an technologische Neuerungen verpasst. Herr Asmus widersprach jedoch und vertrat die Ansicht, dass Deutschland weiterhin führend sei, gestützt auf die Innovationskraft, die hochwertigen Produkte und die starken Marken der deutschen Automobilindustrie.

Herausforderungen und Chancen für die Industrie

In der Diskussion wurde auch erwähnt, dass Mercedes-Benz 2024 trotz schwieriger Marktbedingungen Rekordgewinne verzeichnen konnte. Dies steht im Kontrast zu vielen anderen Automobilherstellern, die in diesem Jahr mit Einbußen zu kämpfen hatten. Gründe dafür sind unter anderem die gesunkene Kaufkraft und die nachlassende Nachfrage nach neuen Fahrzeugen – insbesondere nachdem die Subventionen für Elektrofahrzeuge in Deutschland im Jahr 2023 ausgelaufen sind.

Handlungsempfehlungen für die Politik

Abschließend stellten die Schülerinnen und Schüler die Frage: „Wären Sie Politiker, wie würden Sie die deutsche Autoindustrie in diesen Zeiten unterstützen?“ Beide Experten stimmten darin überein, dass Investitionen in Forschung und Entwicklung deutlich effektiver seien als reine Subventionen für den Autokauf.

Fazit

Die Veranstaltung zeigte, wie komplex und vielschichtig die Herausforderungen der Verkehrswende und der Automobilindustrie sind. Sie gab den Schülerinnen und Schülern nicht nur tiefgehende Einblicke in aktuelle Debatten, sondern verdeutlichte auch die Bedeutung von Innovation, Anpassungsfähigkeit und strategischer Ausrichtung im globalen Wettbewerb. Ein großer Dank gilt Herrn Oestreicher und Herrn Asmus für ihre inspirierenden Einblicke sowie Herrn Sommer für die Organisation dieser bereichernden Veranstaltung.

Lukas Mikschy & Lars Oestreicher (beide J2, Leistungskurs Gemeinschaftskunde)

 

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