Am Montag erfolgte die Premiere des neuen Veranstaltungsformats “Textgeflüster”. Es konnten literaturinteressierte Schülerinnen und Schüler ihre selbst verfassten Texte zum Thema “Frühling” in der Mediathek vortragen. So durften wir dem Gedicht “Das Frühlingsgedicht” der Schülerinnen Medina Balic, Hanna Frach, Malia Stillbauer und Abir Mohammad (7b) sowie der lyrischen Prosa “Ekstase” von Leonie Billes (J1) und “The Perfect Canvas” von Lorena Feese (J1) lauschen, vorgetragen von den Verfasserinnen selbst.
Wie es beim Vortragen vor Publikum so ist, trauen sich nicht immer alle direkt, ihre eigenen Texte vorzutragen. Deshalb haben wir anonym vier weitere Texte erhalten, davon drei Gedichte und eine Kurzgeschichte, in denen die schönen Seiten des Frühling, aber auch die Schattenseite für Pollenallergiker lyrisch und humoristisch eingefangen wurden. Passend zur Osterzeit hatte darin auch der Osterhase einen Auftritt.
Vielen Dank an die Schülerinnen, die erschienen und dem “Textgeflüster” Leben eingehaucht haben. Wir freuen uns schon auf das nächste Mal!
Zoe Hensen
Hier noch die vorgetragenen Texte:
Das Frühlingsgedicht
An jedem Frühlingstag scheint die Sonne
Für jeden Menschen ist das die pure Wonne
Am Wegesrand blühen zahlreiche Tulpen
Und keiner trägt mehr dicke Stulpen
Blumen mit verschiedenen Farben auf den Wiesen
Darf man nicht vergessen manchmal zu gießen
Im Frühling hat man normalerweise eine starke Energie
Wäre da nicht die nervige Pollenallergie
Dicke, fette Bienen
Sind dazu da der Natur zu dienen
Beim regelmäßigen Frühlingsregen
Fällt es einem leichter sich zu bewegen
Der Wetterwechsel ist zum Staunen
Denn er kann das Wetter dermaßen versauen
Waben werden hergestellt von Bienen
Die schon tüchtig herumfliegen
Es ist sehr, sehr warm und
Entlang des Bodens fliegt ein Mückenschwarm
– Medina Balic, Hanna Frach, Malia Stillbauer, Abir Mohammad (7b)
Do you hear the birds sing their happy song? It fills the world with a peaceful lullaby that sends the cold to sleep yet wakes the flourishing blossoms to a new world. A world of iridescent hues that in turn fills the buzzing air with life and rebirth.
Do you feel the sticks break beneath your steps? See the water trickle on the fresh green leaves, cascading out of its frozen state to run through creaks and nooks into rivers and oceans. Grasping the earth along its way to create mud and with it new places, new life.
On its path, it flows with an elegance and gracefulness that betrays its divinity, crashing against rocks and stones to show the imperfection laid within its existence.
This new world should be reason enough to dance in unison with the fresh breeze that filters through your hair, shouldn’t it? To let it lead your limbs to move as a construct of nature itself. Moving through the colourful flower meadows through which pollen gets shaken into the air. Dancing to the song of the birds that have formed a harmony with the trickling sound of the water, letting all become one.
Yet you couldn’t help but taste the sarcasm in their song, could you? To see the coming wilt of the world and its beautifully wrapped up lies. Your silver tongue is an agile brush that paints the world in shades of grey and lets us perceive this cage for false freedom. Letting it enclose our body, our mind and soul, and willingly giving up the dance that nature inspired. Your words are as truthless as they are empty and Spring has become the perfect canvas to the painting of your sinful confession.
– Lorena Feese (J1)
Ekstase
Deine Füße sinken in den Schlamm, die Erinnerungen des Landes umschlingen deine Haut und je weiter sie deine Falten umschreiben, desto klarer wird sie vor deinen Augen.
Eine Vision einer Gestalt mit seicht gelber Haut, in der Sonnenküsse wie Saat gesetzt sind; Augen tief wie die Tümpel, in denen Frösche weilen; Haar aus Moos und Flechte. Eine Krone aus Beeren und Dornen thront das Haupt.
Iss nun von den Beeren. Spüre, wie ihre Süße deine Sinne erfüllt, deine Seele erhellt. Spüre, wie ihr Saft, kalt und klebrig, deine Wangen, Arme und Beine entzückt.
Die Gestalt lacht, wie der Gesang einer Nachtigall, wie das Pochen eines einschlagenden Blitzes.
Du siehst sie vor dir stehen, siehst sie in ihrer vollkommenen Wahrheit:
Sie ist die Liebe und die Wollust, die Fülle und die Völlerei — eine sich ständig vervielfachende Kaninchenhorde, ein Hügel aus Äpfeln, der zu Brei verrottet.
Sie ist der erste Strahl am Morgen, sie ist das Brennen des Himmelsauges auf deiner Haut und je länger ihr Blick auf dir ruht, desto schneller dreht sich die Welt.
Ist sie eine Geweihte des Dionysos? Ist sie eine Ausgeburt der Hölle, ein Engel auf Erden?
Sie tritt näher, Pan spielend an ihrer Seite, weiße Kaninchen an ihren Fersen.
Ihr Finger streift dein Gesicht, ihr Mund verzieht sich triumphierend. Aus seinen Winkeln kriechen die Insekten zu Tausend, krabbeln ohne Pause, ernähren sich von der Saat, zermürben ihr Gesicht, ihre Haare, die Krone, entfalten ihre kristallinen Flügel und umschwirren dein Haupt; ihr Gesang dröhnend in deinen Ohren.
Und die Süße deiner Zunge wird metallern. Der Saft deiner Haut verhärtet sich zu Bernstein.
In wenigen Tagen schon werden deine Gäste sich sattgegessen haben. Was wird nun aus dir?
Du wirst modern, braun, zerfallen — zu Schlamm.
– Leonie Billes (J1)