„global lokal“: Der Europapolitiker aus dem Sindelfinger Rathaus

Globale Themen spielen im Fernsehen, im Internet und auch im Gemeinschaftskunde-Unterricht die Hauptrolle. Doch wie werden der Klimawandel, die Energiekrise, die Migration und auch die Vernetzung innerhalb Europas vor Ort gemanaget? Das ist die Fragestellung einer neuen Veranstaltungsreihe, die der Gemeinschaftskunde-Leistungskurs der J1 am GiPS mit Lehrer Christian Sommer beleuchten möchte: „global lokal“ heißt die Reihe und startete mit der Befragung des Oberbürgermeisters Dr. Bernd Vöhringer zum Thema: „Braucht Sindelfingen eine eigene Europapolitik?“

Interessantes erfuhren die 16 Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse in ihrer gut vorbereiteten Befragung: Der Sindelfinger OB hatte einen Abischnitt von 1,0 , verzichtet gegenüber seiner angestrebten Karriere als Unternehmensberater auf eine Menge Geld, er steht auf E-Autos, auch wenn er privat aus Kostengründen einen Benziner fährt und er ist offen für ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen.

Mehrere Fragen zielten auf die Vereinbarkeit von Familie und Karriere und auch hier ist der OB in seiner Aussage klar: „Wenn mein Sohn Zeit für mich hat, hab ich für ihn Zeit“, so sein deutliches Bekenntnis. Und da Vöhringers Sohn 628 km entfernt in der französischen Partnerstadt Corbeil-Essonnes lebt, ist die Überleitung zu europäischen Themen nicht schwer. Der Sindelfinger OB sieht sein großes Alleinstellungsmerkmal gegenüber seinen Amtskollegen in der europäischen Perspektive und sagt ganz offen, dass er gerne Lobbyismus für Sindelfingen in Europa betreibt.  Und das nicht nur, um Fördergelder abzugreifen. Kommunikation und Interessenvertretung seien entscheidend für den exportgesteuerten Standort Sindelfingen. Auch lobt er die EU-Kommission, die häufig als bürokratisches Monstrum gescholten wird: „Die nehmen sehr gerne Informationen auf und sind häufig auch auf Seiten der Kommunen, z.B. bei den Erweiterungsplänen von Breuninger.“ Auch die neue Städtepartnerschaft mit Ost-Samos sei keine einseitige Hilfsmaßnahme: „Wir wollen unsere Feuerwehr auch dort fortbilden im Hinblick auf die immer größer werdende Waldbrandgefahr.“ Und auch die kritische Nachfrage einer Schülerin, ob die Zeit, die der OB in Europa verbringt, nicht in Sindelfingen fehle, kontert er selbstbewusst: „Wenn ich überzeugt bin, dass es sich lohnt, für eine Idee zu kämpfen, dann lohnt sich das auch für Sindelfingen.“

Die lebendige Veranstaltung endete nach über 90 Minuten mit großer Verspätung und nur wegen eines Folgetermins des Gastes. Grund für die Überlänge waren die vielen interessierten Nachfragen und Diskussionsbeiträge aus der Schülerschaft, auch aus dem Basiskurs von Frau Knapp, die Lust auf weitere Veranstaltungen machten. Das nächste Thema ergibt sich wohl aus der Fülle der Fragen: Klimaschutz und Energiewende werden wohl demnächst am GiPS mit Experten diskutiert.

Christian Sommer

Bild: R. Knapp

Nach oben scrollen